80 Jahre BETAKLI
1944 trug der Fortbildungskurs erstmals den Namen «Berner Tage der Klinik», abgekürzt BETAKLI, eine «zwar keineswegs wohlklingende Wortbildung», wie ein Teilnehmer feststellte. Man begann am Mittwoch, 19. April, im Frauenspital, versammelte sich an jenem Abend im Hotel Schweizerhof zum Nachtessen, folgte am Donnerstag und Freitag den weiteren Veranstaltungen im Inselspital und traf sich am Freitag in der Chirurgischen Klinik zum «Aussprache-Abend». Am Samstag folgte «bei herrlicher Witterung» ein Ausflug aufs Jungfraujoch mit Führung von Prof. A. von Muralt durch die Hochalpine Forschungsstation. Man übernachtete im Berghaus; wer es sich zutraute, stieg am Sonntag in geführter Skitour zur Lötschenlücke ab. Die Fakultät übernahm aus ihrer Kasse das Defizit von 318 Franken und gratulierte Prof. Dubois zur «glänzenden Organisation»; dieser wiederum gab «der Hoffnung Ausdruck, dass diese Veranstaltung Tradition werden möchte».
1947 wollte man dem erfolgreichen Vorbild von 1944 folgen. Allerdings dauerte der Kurs nur drei Tage und auf den «Aussprache-Abend» und den Ausflug aufs Jungfraujoch wurde verzichtet. Zugunsten französischsprachiger Kollegen beschloss die Fakultät mit 9 gegen 7 Stimmen «die Verteilung von kleinen französischen Résumés». Einige Dozenten nannten im Voraus ihr Thema, so Prof. Hallauer: «Fortschritte auf dem Gebiete der Antibiotika».
1951 begannen die BETAKLI am Donnerstag- nachmittag und endeten am Sonntagmittag. Neu wurden Praktika, klinische Visiten und Demonstrationen zur Auswahl angeboten. Das Eingangsreferat hielt der bekannte, von Baltimore in die Schweiz zurückgekehrte Medizinhistoriker Henry E. Sigerist über «Wandlungen des Arztbildes». Ein Teilnehmer, Dr. E. Munz aus Arbon, dankte beim Nachtessen in der «Inneren Enge» für Sigerists Loblied auf den Allgemeinpraktiker, der ja das «eigentliche psychotherapeutische Objekt des Kurses» dar- stelle und der «zu depressiven Neigungen ja oft Grund habe», wenn er als Nichtspezialist nicht sagen könne: «FMH = Fühle Mich Hirsch». Mit Humor rügte er gewisse praxisferne langatmige Vorträge und das fehlende «offene Gespräch».
1954 begann man am Donnerstagabend in der «Inneren Enge» mit einem Diavortrag von PD Carl Müller über seine USA-Reise, verzichtete auf Wahlveranstaltungen und schloss am Sonntagmittag mit Gotthelfs Arzt-Bild, vermittelt vom Psychiater Jakob Wyrsch. Bildeten 1951 die noch neuen Antibiotika einen Schwerpunkt, so legte man jetzt Gewicht auf die Therapie häufiger Leiden wie Asthma, Harnwegsinfektionen, Coxarthrose, Pertussis, Varizen, Kopfschmerz, Hypertonie, Apoplexie usw.
1957 und 1960 folgten auf die BETAKLI am Samstagnachmittag der Schweizerische Ärztetag bzw. die Tagung der Schweizerischen Krebsliga. Die Donnerstag- und Freitagnachmittage waren für praktische Kurse und klinische Visiten reserviert. Beim Nachtessen im Hotel Bristol sprachen 1957 der Anatom Erich Hintzsche über altchinesische Medizin, 1960 Dr. H. Schmid über griechische Kunst.
1963 sass man von Donnerstag bis Sonntagmittag im Hörsaal. Nur der Samstagmorgen bot Demonstrationen und Kurse. Eine Lesung aus der berndeutschen Übertragung der Odyssee bereicherte das Abendessen im «Bristol». In der klassischen Antike verblieb man auch 1966 mit Prof. Hans Juckers Vortrag «Der alte Mann in der römischen Bildniskunst» in der «Inneren Enge». Eine Neuheit im Programm waren die «Tischgespräche» im Festsaal des KV-Vereinshauses, die zu 13 Themen den «informellen Gedankenaustausch mit Spezialisten» erlaubten. Die BETAKLI von 1969 folgten demselben Muster mit einem «Blick in die Zukunft» von Bundesrat Nello Celio nach dem Nachtessen im «Casino».
1971 schlug die Ärztegesellschaft vor, künftig die BETAKLI alle zwei Jahre abzuhalten. Wegen der Kollision mit dem Fortbildungskurs in Innerer Medizin war dies jedoch 1971 nicht möglich, sodass nach einigem Hin und Her beschlossen wurde, den Dreijahresrhythmus beizubehalten. Den teilnehmenden praktischen Ärzten vermittelten Sekretariat und Fakultät vorgerückte Medizinstudierende (cand. med.) als Praxisvertreter. 1972 eröffnete Prof. F. Wyss die Veranstaltung am Mittwoch- morgen, die nun am Samstagmittag endete und im Kur- saal im Anschluss an die «Tischgespräche» den Kabarettisten Franz Hohler zum Bankett eingeladen hatte.
1975 konnte Prof. E. Rossi als Neuerungen «Podiumsgespräche» im Hörsaal, Filme über die «Möglichkeiten des Selbstunterrichts» (Prof. H. Pauli) und zum Nachtessen im «Kursaal» eine Fernseh-Grossprojektion («Eidophorsendung Ciba-Geigy») über Hypertonie ankündigen.
1978 erhielten die klinischen Visiten und praktischen Kurse wesentlich mehr Gewicht und fast den ganzen Donnerstag und Freitag zugeteilt.Die «Tischgespräche» hiessen nun «meet the professors session», und für Eidophor-Vorführungen stand der Hörsaal der M. E. Müller-Stiftung zur Verfügung. 1981 bestand an zwei Tagen Gelegenheit zur «Sunrise Discussion mit Früh- stück» in der Cafeteria der Kinderklinik.
Am Bankett im «Schweizerhof» wurde die «Galashow Peter, Sue und Marc» geboten. 1984 eröffnete erstmals der Präsident der Ärztegesellschaft, Dr. W. Flury, die Veranstaltung. Die Struktur war nun bestimmt durch «Probleme aus der Praxis», «Interdisziplinäre Dialoge», Podiumsgespräche, Frühstückskonferenzen und Klinische Visiten. Die «Tischgespräche» hatten einem grossen Angebot praktischer Kurse Platz gemacht. Am Bankett trat der Berner Troubadour Bernhard Stirnemann auf.
Am Freitagabend feierte die Ärztegesellschaft im Rathaus ihr 175-jähriges Bestehen. Wie früher schon schlugen die praktizieren- den Ärzte, die Mitglied der BETAKLI-Kommission waren, für 1987 geeignete Themen vor, so AIDS, dem eine Abendveranstaltung gewidmet war. Von chirurgischer Seite wurde die Bedeutung der Organtransplantation vorgestellt und deren Erweiterung auf die Herztransplantation angekündigt (erstmals durchgeführt 1994). Zum Bankett in der Kinderklinik spielte das Tanzorchester «the jets». Nach der 1987 erprobten und laufend aktualisierten Programmstruktur werden seither die «Berner Tage der Klinik» gemeinsam von der Ärztegesellschaft und der Fakultät geplant und – wie die Zahl von rund 350 Teilnehmenden belegt – mit Erfolg durchgeführt.